6. Dezember 

Sankt Nikolaus - Legenden

Wunderbare Kornvermehrung

 

Während einer großen Hungersnot in Lykien erfährt Bischof von Myra, dass in einem nahen Hafen Schiffe mit großen, zum Weitertransport bestimmten Mengen Korn festgemacht haben. Nikolaus eilt zu den Besatzungen und bittet sie dringend um die Abgabe eines Teils der Ladung für seine vom Tod bedrohten Landsleute.

Die Schiffsleute aber trauen sich zunächst nicht, dem Wunsch zu entsprechen, weil das Korn genau ausgewogen und für die kaiserlichen Scheunen in Konstantinopel bestimmt ist. Erst als Nikolaus den Verantwortlichen bei der Kraft Gottes schwört, dass ihnen im Falle ihres Entgegenkommens kein Schaden entstehen werde, leisten diese die erbetene Hilfe.

Tatsächlich fehlt, als sie später in der Hauptstadt ankommen, nichts an Gewicht. Das von Nikolaus an die lykische Bevölkerung verteilte Korn aber reicht für volle zwei Jahre und kann darüber hinaus sogar noch zur Aussaat verwendet werden.

Stratelatenwunder

 

Drei Feldherren, Nepotianos, Ursos und Herpylion (lat. Eupoleo bzw. Apilio), sollen im Auftrag Kaiser Konstantins Aufstände in Phrygien niederschlagen, werden aber durch ungünstige Winde nach Lykien getrieben, wo sie in Andriake, einem Nachbarort von Myra, landen.

Um Reibereien zwischen den plötzlich eingetroffenen Soldaten und den Einheimischen zu verhindern, eilt der Bischof Nikolaus herbei, gewinnt das Vertrauen der drei Befehlshaber und lädt sie zu sich nach Myra ein. Dort angekommen, werden die Gäste unversehens Zeugen einer weiteren politischen Intervention des Kirchenmannes, die ein schweres Verbrechen verhindert:

In seiner Heimatstadt gelingt es Nikolaus nämlich, drei vom korrupten Provinzialpräfekten Eustathios (lat. Eustachius) unschuldig zum Tode Verurteilte in letzter Sekunde vor der Hinrichtung zu bewahren, indem er dem Scharfrichter das bereits erhobene Schwert aus der Hand reißt. --

Als die drei kaiserlichen Militärs später nach siegreicher erledigter Mission in die Hauptstadt zurückkehren, werden sie plötzlich selbst Opfer ungerechter Anschuldigungen: Das Intrigenspiel des perfiden Höflings Ablabios (lat. Ablavius), der ihnen den Erfolg missgönnt und sie beim Kaiser wegen angeblicher Zusammenarbeit mit dem Feind denunziert, führt zu ihrer Einkerkerung. Als sie in der Gefangenschaft gar noch erfahren, dass der erzürnte Herrscher sie mit dem Tod zu bestrafen gedenkt, erinnern sie sich an ihr Erlebnis mit dem Bischof von Myra und flehen durch inständiges Gebet Nikolaus um Hilfe an. Noch in derselben Nacht erscheint dieser daraufhin dem Kaiser Konstantin und dem Ablabios im Traum und kündigt beiden im Falle einer Hinrichtung oder auch nur einer weiteren Inhaftierung der drei Feldherren verheerende Konsequenzen an.

Zu Tode erschrocken und tief beeindruckt von der Macht des Gottesmannes verfügt der Kaiser sogleich die unverzügliche Freilassung der drei, worauf sie mit reichen Geschenken, darunter sogar kaiserlichen Anerkennungen, nach Myra reisen, um ihrem Retter persönlich Dank zu sagen.

 

Stillung des Seesturms

 

Schiffsleute, die durch ein schweres Unwetter in Seenot geraten sind, rufen in ihrer schwierigen Lage Nikolaus um Hilfe an, weil sie von seinen Wundertaten gehört haben.

Tatsächlich erscheint ihnen auch sogleich ein Mann, der mit übermenschlichen Fähigkeiten die Navigation selbst in die Hand nimmt, die Segel wieder richtig setzt und schließlich sogar den Sturm zu Abflauen bringt. Nach vollbrachter Tat verschwindet der Unbekannte genauso plötzlich, wie er gekommen ist.

Als die Seeleute, glücklich gelandet, später in der Kirche von Myra für das Wunder der Rettung danken, erkennen sie den dortigen Bischof Nikolaus als denjenigen wieder, der ihnen auf ihr Gebet hin in wunderbarer Weise Beistand geleistet hat. Dieser  freilich gibt sich bescheiden und belehrt die Besatzungsmitglieder, daß sie nicht etwa durch ihn, sondern durch die Kraft ihres Glaubens und die Gnade Gottes vor dem Tode bewahrt worden seien.

 

 

Nikolo, jetzt schieb!

An der Strasse von Mähring nach Neualbenreuth, steht etwa 4 km von Mähring entfernt inmitten ausgedehnter Fichten- und Tannenwälder das St-Nikolauskirchlein, Högelstein.

Dem Besucher der Kirche fallen im Innern an der Wand hängende Hufeisen auf. Über die Abstammung dieser Hufeisen berichtet das Mähringer Pfarrbuch:

Ein Fuhrmann blieb mit seinem Pferdegespann in den sehr aufgeweichten Boden stecken, da sich die Straße zur selbigen Zeit in einem sehr bedauerlichen Zustand befand. Da die Gäule weder durch sein Fluchen und Schimpfen, noch mit der Peitsche zu bewegen waren, daSt-Nikolauskirche im Winters schwere Fahrzeug aus der mißlichen Lage zu befreien, kam dem Fuhrmann ein sonderbarer Gedanke: " Wie wär`s, wenn ich mir den heiligen Nikolaus aus der Kirche holen würde, vielleicht könnte er mir helfen." Gedacht und getan, er holte sich die Statue des heiligen Nikolaus aus der Kirche und lehnte sie mit den Worten: "So, Nikolo, jetzt schieb" an die Rückseite seines Fuhrwerks. Und siehe da, die Pferde zogen mit voller Kraft den Wagen aus dem Morast.

Der Fuhrmann ließ die Statue achtlos stehen und fuhr weiter. Doch schon nach kurzer Wegstrecke brachen sich die Pferde die Beine. Reumütig brachte der Fuhrmann daraufhin die Statue in die Kirche zurück und zur Erinnerung an den Vorfall wurden die Hufeisen der Pferde im Innern der Kirche aufgehängt.

 

SANKT NIKOLAUS IN GREIFSWALD

Zu Greifswalde hat in einer der Kirchen daselbst ein hölzern Bildnis des heiligen Nikolaus gestanden. In diese Kirche brach nächtlicherweile ein Dieb ein, wollte den Gotteskasten erbrechen und das darin befindliche Geld enttragen. Da erhob Sankt Nikolaus' Bild drohend den Arm gegen den Dieb. Der aber war unerschrocken und sprach: Lieber Herr Sankt Nikolaus, ist das Geld im Kasten dein oder ist es mein? Weißt du was? Wir wollen darum laufen, wer zuerst an den Kasten kommt, dem soll das Geld sein. Und lief also stracklich durch das lange Schiff der Kirche dem Chore zu, aber siehe da, das Bild lief auch und stand am Kasten, als der Dieb hinzukam. Ei, Sankt Nikolaus! rief der Dieb, du könntest fürwahr beim Herzog oder Markgrafen Laufer werden, du hast gewonnen, aber was in aller Welt nützt dir das Geld? Wäre ich, wie du, von Holz und hätte nimmer Durst noch Hunger, wollt ich keines Geldes begehren! Darum habe ein Einsehen und ein Nachsehen und gönne mir das Geldlein. Damit brach er den Gotteskasten auf, nahm kecklich das Geld und trug es von dannen.

Aber bald darauf starb dieser Dieb und wurde ehrlich begraben, denn niemand wußte, daß er ein Kirchenräuber war. Da sind die Teufel aus der Hölle heraufgestiegen, haben seinen Leib aus dem Grabe geholt und ihn bei den beraubten Gotteskasten niedergeworfen, darauf aber ihn draußen vor der Stadt an die Flügel einer Windmühle gehenkt. Von diesem Augenblicke an drehten die Flügel dieser Windmühle sich links und liefen links herum, solange sie stand, zum Wahrzeichen des Unrechts und des Unrechten.

Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853

 

Als der Nikolaus kam

1947 übersetzt von Erich Kästner

nach dem Gedicht von Clement Clarke Moore " A Visit from St. Nicholas "

In der Nacht vor dem Christfest, da regte im Haus
sich niemand und nichts, nicht mal eine Maus.
Die Strümpfe, die hingen paarweis am Kamin
und warteten drauf, daß Sankt Niklas erschien.
Die Kinder lagen gekuschelt im Bett
und träumten vom Apfel- und Nüsseballett.

Die Mutter schlief tief, und auch ich schlief brav,
wie die Murmeltiere im Winterschlaf,
als draußen vorm Hause ein Lärm losbrach,
daß ich aufsprang und dachte: Siehst rasch einmal nach!
Ich rannte zum Fenster, und fast noch im Lauf
stieß ich die knarrenden Läden auf.

Es hatte geschneit, und der Mondschein lag
so silbern auf allem, als sei's heller Tag.
Acht winzige Rentierchen kamen gerannt,
vor einen ganz, ganz kleinen Schlitten gespannt!
Auf dem Bock saß ein Kutscher, so alt und so klein,
daß ich wußte, das kann nur der Nikolaus sein!

Die Rentiere kamen daher wie der Wind,
und der Alte, der pfiff, und er rief: "Geschwind!
Renn, Renner! Tanz, Tänzer! Flieg, fliegende Hitz'!
Hui, Sternschnupp'! Hui, Liebling! Hui, Donner und Blitz!
Die Veranda hinauf, und die Hauswand hinan!
Immer fort mit euch! Fort mit euch! Hui, mein Gespann!"

Wie das Laub, das der Herbststurm die Straßen lang fegt
und, steht was im Weg, in den Himmel hoch trägt,
so trug es den Schlitten auf unser Haus
samt dem Spielzeug und samt dem Sankt Nikolaus!
Kaum war das geschehen, vernahm ich schon schwach
das Stampfen der zierlichen Hufe vom Dach.

Dann wollt' ich die Fensterläden zuzieh'n,
da plumpste der Nikolaus in den Kamin!
Sein Rock war aus Pelzwerk, vom Kopf bis zum Fuß.
Jetzt klebte er freilich voll Asche und Ruß.
Sein Bündel trug Nikolaus huckepack,
so wie die Hausierer bei uns ihren Sack.

Zwei Grübchen, wie lustig! Wie blitzte sein Blick!
Die Bäckchen zartrosa, die Nas' rot und dick!
Der Bart war schneeweiß, und der drollige Mund
sah aus wie gemalt, so klein und halbrund.
Im Munde, da qualmte ein Pfeifenkopf,
und der Rauch, der umwand wie ein Kranz seinen Schopf.

Ich lachte hell, wie er so vor mir stand,
ein rundlicher Zwerg aus dem Elfenland.
Er schaute mich an und schnitt ein Gesicht,
als wollte er sagen: "Nun, fürchte dich nicht!"
Das Spielzeug stopfte er, eifrig und stumm,
in die Strümpfe, war fertig, drehte sich um,
hob den Finger zur Nase, nickte mir zu,
kroch in den Kamin und war fort im Nu!

In den Schlitten sprang er und pfiff dem Gespann,
da flogen sie schon über Tal und Tann.
Doch ich hört' ihn noch rufen, von fern klang es sacht:
"Frohe Weihnachten allen, und allen gut' Nacht!"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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